Von Claus Koch
„Als das Kind Kind war“, so schreibt der österreichische Schriftsteller Peter Handke in seinem Gedicht „Lied vom Kindsein“, „ging es mit hängenden Armen,/ wollte der Bach sei ein Fluß,/ der Fluß sei ein Strom,/und diese Pfütze das Meer.“ Kinder entdecken die Welt mit ihren ganz eigenen Augen, ihre Fantasie ist buchstäblich grenzenlos. Sie beseelen die Welt mit ihren Vorstellungen und finden darin ihren eigenen Platz. Wenn sie geborgen und sicher aufwachsen, sind sie neugierig auf alles Fremde, das ihnen über den Weg läuft, ihr Interesse an der Welt scheint ohne Anfang und ohne Ende. Sie leben mittendrin und meistens nur im Augenblick.
Zoe, die Hauptfigur in meinem gerade erschienenen Buch*, drückt das kindliche Erleben von Weltoffenheit, dessen Spuren bis ins Erwachsenenalter reichen, so aus: „Weltoffenheit ist keine Eigenschaft, die man wie auf Rezept erlernen kann. Sondern eher eine Haltung, die ein Kind in den Reaktionen anderer und darüber auch für sich erkennt: sich der Welt gegenüber nicht nur zugewandt, wie jedes Kind am Anfang seines Lebens, sondern auch offen gegenüber zu zeigen. Der Welt ohne Vorurteile zu begegnen. Keine Angst vor dem zu haben, was einem anfangs fremd ist. Die Bereitschaft, sich auch auf Unvorhergesehenes einzulassen, sich der Welt mit ihren Unwägbarkeiten zu öffnen.“